Medizinische Probleme im Vordergrund

Wenn die Symptome der Krankheit zu einer unerträglichen Qual werden, dann ist die Not, die Sorge und Angst für alle Beteiligten sehr groß.

    • Wie können wir Vorsorge treffen?
    • Bei wem und wo finden wir Rat und Hilfe?
    • Wann und wie sind diese Dienste erreichbar?

Wie die moderne Schmerztherapie wirkt

Wo Sie Rat und Hilfe bei Komplikationen finden

Was man in Krisensituationen tun kann

Wie die moderne Schmerztherapie wirkt

Sehr viele Menschen haben Angst vor starken Schmerzen. Krebskranke im fortgeschrittenen Stadium leiden oft an starken Schmerzen. Aber solche Schmerzen müssen nicht sein.

Moderne Therapieverfahren können der überwiegenden Mehrheit dieser Patienten die Schmerzen nehmen oder zumindest erträglich machen.

Morphium ist das bekannteste der stark wirksamen Schmerzmittel, der sogenannten Betäubungsmittel. Schon der Begriff deutet an, warum sich manche Patienten auch heute noch mit der Verwendung dieser hochwirksamen Medikamente schwer tun. Sie fürchten Sucht und Gewöhnung, raschen Verlust an Wirksamkeit mit der Notwendigkeit einer immer höheren Dosierung und vor allem Beeinträchtigung der geistigen Wachheit und der Kommunikationsfähigkeit. "Lieber wach sein und die Schmerzen aushalten, als im Morphiumnebel vor sich hin dämmern", sagen sie. Andere glauben, dass man Morphium nur den Sterbenden gibt: "Ist es schon so weit?", fragen sie erschreckt, wenn es verordnet werden soll.

Wir wissen heute, dass diese Ängste und Vorurteile unbegründet sind. Morphium kann bei Schmerzpatienten über lange Zeiträume in Tablettenform gegeben werden, ohne dass eine Sucht entsteht. Nur in den ersten Wochen klagen manche Patienten über stärkere Müdigkeit oder über Übelkeit. Weil diese Nebenwirkungen jedoch fast ausnahmslos verschwinden, lohnt es sich, ein wenig Geduld zu haben.

Eine wichtige dauerhafte Nebenwirkung von Morphium darf allerdings nicht vergessen werden: Es führt zu Verstopfung. Die meisten Patienten müssen deshalb regelmäßig Abführmittel einnehmen. Bei manchen führen auch Buttermilch, Leinsamen und Milchzucker zum Erfolg. Falls der Patient länger als zwei bis drei Tage keinen Stuhlgang hat, muß der Hausarzt informiert werden.

Sehr wichtig ist es, die Schmerzmittel richtig anzuwenden. Sie müssen regelmäßig zu festen Zeiten genommen werden, meistens als Retardtabletten (d.h. die Wirkung hält bis zu 12 Stunden an). Für jeden Patienten muss seine individuelle Dosis herausgefunden werden, die immer wieder der Schmerzstärke angepasst werden muss. Sie sollte so bemessen sein, dass die Schmerzlinderung bis zur nächsten Einnahme anhält. Außerdem ist immer ein schnellwirksames Präparat zusätzlich als Bedarfsmedikament vorzuhalten, damit rasche Schmerzlinderung auch bei plötzlichem Auftreten von Schmerzen zwischendurch (z.B. ausgelöst durch eine unbedachte Bewegung) oder bei einer Schmerzzunahme durch Verschlimmerung der Krankheit möglich ist.

Wenn Patienten ihre Tabletten nicht regelmäßig einnehmen können, weil sie beispielsweise unter häufigem Erbrechen leiden, oder weil Schluckstörungen vorliegen, können starke Schmerzmittel auch über sogenannte Schmerzpflaster verabreicht werden. In besonderen Fällen schließlich schaffen leicht bedienbare Schmerzpumpen problemlos Abhilfe: Dabei wird das Medikament mittels einer dünnen Nadel kontinuierlich in das Unterhautfettgewebe verabreicht. Solche Pumpen können auch ausgeliehen werden.

Nicht alle Tumorschmerzen können wirksam bekämpft werden - aber die meisten. Deshalb hat jeder Patient ein Recht auf die bestmögliche Schmerztherapie. Sofern Ihr Hausarzt diese Therapie nicht selbst durchführt, sollten Sie ihn bitten, sich mit einem Spezialisten z.B. in einer Palliativstation, einer Schmerzambulanz oder der Praxis eines Palliativmediziners in Verbindung zu setzen.

In fortgeschrittenen Krankheitsstadien können Sie sich an die Fachkräfte der Ambulanten Hospize in Ihrer Region wenden, die Sie auch zu Hause besuchen

(die Adressen finden Sie unter www.lag-hospiz-rp.de).

Wo Sie Rat und Hilfe bei Komplikationen finden

Je weiter ein Tumorleiden fortschreitet, desto eher können Krisensituationen auftreten. Es hilft dem Patienten und denen, die ihn betreuen, sehr, sich innerlich auf solche Möglichkeiten einzustellen, vorausschauend zu überlegen, was passieren und wie man sich dann helfen könnte - wenn es nicht eintritt, um so besser! Nur allzu oft führen solche Situationen dazu, dass Patienten in den letzten Tagen ihres Lebens doch noch ins Krankenhaus eingewiesen werden.

Vor allem sollte versucht werden, sich schon vorher über die eigenen Wünsche Klarheit zu verschaffen:

  • Möchte ich wirklich noch einmal ins Krankenhaus?
  • Möchte ich lebensverlängernde Maßnahmen?
  • Wäre eine Aufnahme in einer Palliativstation oder einem stationären Hospiz sinnvoll?
  • Oder möchte ich in Ruhe gelassen werden und in Frieden sterben?

Natürlich setzt das voraus, dass das Thema angesprochen wird. Viele haben Angst davor - die Erfahrung zeigt jedoch, dass es für alle Beteiligten, insbesondere aber für den Patienten selbst, sehr erleichternd sein kann, darüber sprechen zu dürfen, die eigenen Wünsche und Vorstellungen zu äußern, sich ernst genommen zu fühlen.

Wenn der Arzt eine Einweisung ins Krankenhaus verfügt, sollte soweit wie möglich klar sein, dass ein dringendes Problem vorliegt, das nur im Krankenhaus behandelt werden kann. Argumente wie "Wir wollen nichts versäumen!" oder "Wer soll die Verantwortung übernehmen?" sollten nicht ausschlaggebend sein! Die Klärung dieser Fragen sollten Sie aber nicht (wie es häufig geschieht) so lange vor sich herschieben, bis die Notsituation eingetreten ist. Sprechen Sie in aller Ruhe und Offenheit rechtzeitig mit dem Arzt darüber. Die Abfassung einer Patientenverfügung und einer Vorsorgevollmacht kann dabei sehr hilfreich sein.

Besprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, wie Sie ihn auch außerhalb der Sprechstunde im Notfall erreichen können. Für den Fall, dass Ihr Hausarzt oder sein Vertreter einmal nicht erreichbar sind, sollten Sie sich die Nummer des Ärztlichen Notdienstes bereit legen. Für diese Situation sollte immer ein aktueller Arztbericht in der Wohnung vorhanden sein, damit sich der ärztliche Notdienst rasch orientieren kann.

Darüber hinaus gibt es in Mainz einen Pflegenotruf, über den Sie nachts bei akuten Pflegeproblemen (z.B. durchgebluteter Verband, herausgerutschter Blasenkatheter) Hilfe erhalten können. Für einen Krankentransport ist die Rettungsleitstelle zuständig

Was man in Krisensituationen tun kann

Im Folgenden sollen einige Probleme genannt werden, die zu Krisensituationen führen können. Das heißt aber nicht, dass sie bei jedem oder gar alle bei jedem auftreten! Es ist jedoch beruhigend, sich vorausschauend zusammen mit dem Hausarzt darauf einzustellen, wie auf eine solche Situation zu reagieren ist.

Schmerzen: Für akut auftretende Schmerzen muss zusätzlich immer ein schnell wirksames Schmerzmedikament vorhanden sein. Morphin wird in der Regel als Präparat verordnet, das über einen langen Zeitraum wirksam ist ("retardiert"), steht jedoch in schnell wirksamer Form auch als Tabletten, Zäpfchen, Tropfen oder Injektion zur Verfügung.

Unruhe- und Erregungszustände: Grundsätzlich sollte immer nach einer behebbaren Ursache geforscht werden - z.B. eine überfüllte Harnblase (Blasenentleerungsstörung oder verstopfter Blasenkatheter), Fieber, Medikamentennebenwirkungen. Falls der Arzt keine behebbare Ursache findet, können beruhigende Medikamente (z.B. Diazepam-Zäpfchen oder Tropfen) helfen. Diese sollten deshalb bereit liegen.

Rasselatmung: Manche Patienten können in den letzten Tagen des Lebens nicht mehr richtig abhusten. In den Luftwegen sammelt sich dann Schleim, der zu rasselnder Atmung führt. In der Regel beängstigt das die Angehörigen mehr als den sterbenden Patienten. Hier leisten Medikamente, die die Schleimabsonderung in den Atemwegen hemmen (z.B. Scopolaminpflaster), wirksame Hilfe.

Atemnotanfälle: Atemnotanfälle können Patienten und Angehörige in große Angst und Not versetzen. In vielen Fällen gelingt es jedoch, die Spirale von "Atemnot - Angst - noch mehr Atemnot - noch mehr Angst" usw. dadurch zu durchbrechen, dass man Ruhe bewahrt (nicht selbst auch schnell atmen!), den Patienten aufrichtet und mit Kissen stützt, für frische Luft sorgt (ein Ventilator leistet dabei gute Dienste) oder auch ein beruhigendes Medikament verabreicht. Im Einzelfall kann auch die Erhöhung der Morphindosis notwendig sein. Falls das ohne Erfolg bleibt, ist manchmal eine Einweisung ins Krankenhaus nicht zu vermeiden.

Austrocknung: Viele Patienten können in den letzten Tagen des Lebens keine Flüssigkeit mehr zu sich nehmen. Ihr Durstgefühl lässt sich durch eine gute Mundpflege jedoch fast immer beheben. Nur in seltenen Fällen wird es in dieser Situation erforderlich und sinnvoll sein, zu Hause Infusionen zu geben.